Lukas Hesse nimmt erfolgreich bei Weltmeisterschaften teil. Ziel sind die Olympischen Spiele. Der Weg dahin ist aber nicht nur anstrengend, sondern auch kostspielig. Allein Reise- und Materialkosten belaufen sich auf 25.000€ jährlich. Ohne aktive Sponsorensuche kaum zu bewältigen.
Bereits mit sechs Jahren fing Lukas begeistert an im Seebrucker Regatta Verein im Kinder- und Jugendboot Optimist zu segeln. Als er mit 15 Jahren in die vorolympische Jugendbootsklasse 29er umstieg, intensivierte sich der Trainingsaufwand. “In dieser Zeit habe ich mir Olympia als Ziel gesetzt”, erinnert sich Lukas. Seitdem steigen die Trainings- und Wettkampftage sowie das Athletiktraining.
“Schon als Baby wurde ich mit aufs Segelboot genommen und ich fühlte mich auf dem Wasser sehr wohl”.
Seine Karriere ging zwar stetig bergauf, doch hatte er mehrere Trainingsrückschläge zu verkraften. Zwei Segelpartner hatten sich anders als Lukas gegen den Leistungssport entschieden und so musste sich der junge Sportler neue Partner suchen. Seit Oktober 2018 segelt er mit Luca Schneider. “Auch sein damaliger Segelpartner hat aufgehört. Da Luca und ich dasselbe Ziel verfolgen, haben wir uns als Team zusammengeschlossen”, berichtet Lukas. Auf lange Sicht haben die beiden bereits die Olympischen Spiele 2024 und 2028 im Auge. Ihr nächstes Ziel ist aber erstmal eine Medaille bei der Junioren WM. “Außerdem wollen wir ein neues Boot finanzieren und Sportpartner finden, um den wachsenden finanziellen Aufwand zu stemmen.” In absehbarer Zeit sind Wettkämpfe in den USA, Australien, Neuseeland und Asien geplant.
“Mindestens ein zweites Boot ist bei den Reisen unabdingbar. Eins bleibt für Wettkämpfe und Training in Europa, während das andere auf Weltreise ist.”
Tatsächlich sind die Summen enorm, die der Segelsport so mit sich bringt. Ganz allein stehen Lukas und sein Teampartner Luca aber zum Glück nicht da. “Der Verband übernimmt die Trainerkosten und teilweise Reisekosten. Durch unsere Vereine erhalten wir zudem kleine Materialspenden.” Der größte Teil der jährlichen Kosten liegt allerdings beim Material mit knapp 10 000 Euro. Dazu alle zwei Jahre 30 000 Euro für ein neues Boot.
“Aktuell tragen wir diese Kosten selbst und mit familiärer Unterstützung. Das ist aber langfristig nicht machbar und deshalb suchen wir aktiv nach Sportpartnern, die uns auf unserem Weg unterstützen. ”
Sponsoren zu finden ist aber vor allem für junge Sportler nicht ganz einfach. “Der Segelsport gilt in Deutschland als Randsportart und ist schwer zu vermarkten”, sagt Lukas. “Wir suchen bereits aktiv Sportpartner in unseren Heimatregionen, kontaktieren Firmen mit Bezug zum Segelsport und versuchen über weitreichendere Netzwerke Unterstützung zu finden. Für uns ist es wichtig zu kommunizieren, dass wir eine Sportpartnerschaft aktiv und vor allem durch Präsenz gestalten möchten. Dazu gehören gemeinsame Unternehmungen, Vorträge bei Firmenevents und individuelle Aktionen.“
Doch nicht nur finanziell stellt der Sport die jungen Athleten mit ihren klaren Zielen vor einige Herausforderungen. Lukas studiert Innenausbau an der Technischen Hochschule in Rosenheim. Nur an diesem Standort wird der Studiengang angeboten. Dementsprechend bringt es gewisse Herausforderungen mit sich, nicht direkt am Olympiastützpunkt in Kiel zu sein. Für Lukas bedeutet das vor allem ein großer Reiseaufwand und auch in der Hochschule ist er nicht oft anwesend. Dennoch hat sich der ambitionierte Sportler dazu entschieden das Studium in Rosenheim zu absolvieren und ist mittlerweile im 6. Semester.
“Ein Wechsel nach Kiel zu einem anderen Studiengang ist nicht mehr sinnvoll, da der Abschluss absehbar ist.“
Von der Hochschule bekomme der Segler keine besondere Förderung, jedoch ist die Zusammenarbeit mit den Dozenten und Kommilitonen gut. “Während Trainingslagern nehme ich mir Zeit für mein Studium, um auf dem Laufenden zu bleiben”, erklärt Lukas. “Nur bei Praktika und wenigen Seminaren besteht für uns Anwesenheitspflicht und diese lege ich soweit wie möglich in trainingsfreie Zeiten.”
“Besonders an unserem Sport ist auch der enorme Zeit- und Logistikaufwand“, erklärt Lukas. Die Wettkampf- und Trainingsorte rund um den Globus erfordern genaueste Planung und bringen logistische Herausforderungen mit sich. “Wir trainieren im Winter ausschließlich im Ausland, beispielsweise in Südportugal und Mallorca.“ Zwischen den Trainingslagern fliegen die Segler immer wieder nach Hause. „Selbstverständlich genießen wir die angenehmen Trainingsbedingungen und wärmeren Temperaturen, allerdings bleibt neben dem Training keine Zeit um die Orte als Urlauber zu besichtigen”, erzählt Lukas.
Wenn Lukas im Trainingslager ist, beginnt sein Tag mit dem Lernen für das Studium. Danach werden Wettervorbereitungen getroffen. “Bei passenden Windbedingungen machen wir ein bis zwei Segeleinheiten am Tag, die in Summe vier bis fünf Stunden dauern”, erklärt Lukas. In der Regel steht nach den Segeleinheiten noch Athletiktraining auf dem Plan.
Durch die Corona-Krise werden die weiteren Planungen im Segelsport derzeit stark durcheinandergebracht. “Aktuell können wir nicht segeln”, berichtet Lukas. Die geplanten Trainingslager und Wettkämpfe bis Mitte April sind abgesagt und werden nicht nachgeholt. Dasselbe gilt für den Worldcup und die Europameisterschaft im Mai in Italien. Die Boote haben sie zurück nach Kiel an den Olympiastützpunkt gefahren. “Leider können wir auch dort aktuell nicht trainieren, da der Stützpunkt offiziell geschlossen ist. Der Fokus in den kommenden Wochen liegt auf Athletik, Theorie, Organisation, sowie Sponsorensuche.”
Seid ihr beeindruckt von der Sportart auf dem Wasser und der Geschichte des jungen Sportlers? Bleibt gespannt bald erzählen wir euch hier von der bisherigen Karriere von Lukas Trainingspartner Luca Schneider und seiner Leidenschaft zum Segeln.
Wir wollen die jungen Athleten auf ihrem Weg unterstützen. Deshalb meldet euch gerne, wenn ihr an einer Sportpartnerschaft mit dem Segelteam interessiert seid. Mehr Informationen dazu findet ihr hier.
Foto Startseite: Tim Marcour
Autor
louisa
Autorin und Mitgründerin von Athlet.one
Mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung im Spitzensport hat Louisa De Bellis den Durchblick in der Welt der Athlet:innen. Als ambitionierte Handballerin ist sie in der deutschen Sportlandschaft bestens vernetzt, führt Interviews mit Sportler:innen und teilt ihre Expertise auf Athlet.one!